Ungewöhnliche Restitution nach 73 Jahren: Elfenbeindose kehrt nach 73 Jahren zurück nach Kassel

Die Puderdose aus Elfenbein, die nach 73 Jahren in Kassel zurückgegeben wurde. Foto Mirja Loewe.

MR 18.01.2019 (pm/red) Für die Museumlandschaft Hessen Kassel konnte eine bislang als Kriegsverlust gemeldete Elfenbeindose als Rückgabe entgegengenommen werden. Nach 73 Jahren kehrt die Dose in die Kasseler Sammlung der Angewandten Kunst zurück. Die Übergabe erfolgte im Beisein der Tochter des einstigen Besitzers der wertvollen Elfenbeinarbeit, Denise Nelson, und ihres Ehemanns Jon Dennis Nelson, die zu diesem Zweck extra aus den USA angereist sind.

Nach Angaben von Denise Nelson fand ihr Vater Robert Edward Slicker die Puderdose 1945 in einer Schneeverwehung neben den Ruinen von Schloss Wilhelmshöhe und bewahrte sie ein Leben lang auf. Nach seinem Tod wandte sie sich im Februar 2017 an die Deutsche Botschaft in Washington, um die Elfenbeindose nach über 73 Jahren zurückzugeben.

„Für die Museumslandschaft Hessen Kassel und das Land Hessen ist die Rückgabe der Elfenbeindose etwas ganz Besonderes“, sagte Ministerialdirigent Eric Seng. „Auch wenn sie nicht das größte, das älteste oder das teuerste Objekt der landgräflichen Sammlungen ist, so ist es aufgrund seiner Geschichte doch ganz besonders wertvoll. Betont werden muss, dass für das Vorgehen von Frau Nelson keine rechtliche Verpflichtung besteht und sie die Dose ohne Geldforderungen an das Land zurückgibt. Es ist also einzig und allein ihrer Großzügigkeit zu verdanken, dass die Elfenbeindose nun wieder in Kassel bewundert werden kann. Gleichzeitig verdeutlicht der Fall einmal mehr die große Bedeutung von Provenienzrecherchen.“

Der Rückgabe der Dose gehen umfangreiche Recherchen voran: Denise Nelson legte in der Botschaft Fotografien vor, woraufhin diese mit der Museumslandschaft Hessen Kassel Kontakt aufnahm. Obwohl es dort zunächst keine historische Fotografie der Dose gab, konnte sie anhand der Inventareinträge von 1791 und 1913 identifiziert werden. Zudem ist die Dose in einer Aufstellung der Kriegsverluste der MHK vermerkt. Dort findet sich auch der Hinweis „Altes Photo vorhanden“, dank dessen diese Fotografie im Archiv ausfindig gemacht werden konnte. Anhand des Vergleichs dieser Fotografie mit den Fotografien von Denise Nelson war die Identifikation der Dose zweifelsfrei möglich.

Die Puderdose wurde 1710 durch Landgraf Carl von Hessen-Kassel (1654-1730) vom dänischen Elfenbeindrechsler Gottfried Wolffram erworben. Mit einer geschnitzten Landschaftsdarstellung und einem von Engeln flankierten bekrönten Spiegelmonogramm auf dem Deckel zählt sie zu den herausragenden Elfenbeinarbeiten des frühen 18. Jahrhunderts in der Kasseler Sammlung. Sie ist 6,4 Zentimeter hoch und hat einen Durchmesser von 11 Zentimetern.

->ausführlicher Bericht zur Museumslandschaft Hessen Kassel in das Marburger.